„The First Pride was a Riot“ – was heute vielerorts wie ein buntes Straßenfest aussieht, begann 1969 mit einem Aufstand gegen Polizeigewalt vor dem „Stonewall Inn“ in New York. Die Pride-Bewegung kämpft seitdem für Gleichberechtigung und Sichtbarkeit. Doch genau diese Sichtbarkeit gerät in Deutschland zunehmend unter Druck.
CSDs unter Druck: Sichtbarkeit trifft auf Widerstand
Obwohl heute in über 150 Städten CSDs gefeiert werden, häufen sich queerfeindliche Vorfälle. Die Amadeu Antonio Stiftung dokumentierte allein im letzten Jahr 55 Angriffe – von verbrannten Regenbogenflaggen bis zu tätlichen Übergriffen, vor allem, aber nicht nur, im Osten. Viele kleinere Veranstaltungen stehen unter Polizeischutz. Die Bedrohung kommt oft von rechts, und mit ihr schwindet das Sicherheitsgefühl queerer Menschen.
Politik zieht sich zurück
Statt Rückhalt zu geben, signalisieren einige politische Parteien Distanz. In Neubrandenburg wurde die Regenbogenflagge verbannt, CDU und CSU wollen das Selbstbestimmungsgesetz kippen. Auf vielen Pride-Festen bleiben sie fern. CDU-Politikerin Karin Prien kündigte nach der Wahl an, „mit dem woken Kram“ Schluss zu machen. Die politische Unterstützung schwindet – und damit auch das Gefühl, gesehen und geschützt zu werden.
Symbolpolitik statt echter Solidarität?
Ein besonders klares Signal: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner verweigerte das Hissen der Regenbogenflagge während des Berliner CSDs. Ihre Begründung: Der CSD sei ein Protesttag, keine staatliche Angelegenheit. Doch gerade wenn queere Menschen auf der Straße Haltung zeigen, sollte auch das Parlament klare Zeichen setzen – für Vielfalt, für Schutz, für Gleichberechtigung.
Rechte Hetze unter dem Deckmantel des „Kinderschutzes“
Während rechtsextreme Stimmen wie die AfD queere Menschen vermehrt angreifen – oft getarnt als „Sorge um Kinder“ –, schweigen viele demokratische Kräfte. Das Narrativ der angeblichen „Frühsexualisierung“ soll Angst schüren und LGBTQ-Rechte delegitimieren. Dabei steht längst fest: Vielfalt zu zeigen, schadet niemandem – im Gegenteil, sie schützt.
Demokratie misst sich am Schutz der Schwächsten
Queeren Menschen Schutz zu gewähren, nimmt niemandem etwas weg – doch das Wegsehen gefährdet Leben. Die Stärke unserer Demokratie zeigt sich nicht in Worten, sondern in Taten: in Regenbogenfahnen, in Gesetzen, in Solidarität. Wenn 2022 die Regenbogenflagge erstmals offiziell am Bundestag wehte, war das ein starkes Zeichen. Dieses Zeichen jetzt zu ignorieren, wäre ein Rückschritt – politisch wie gesellschaftlich.
Fazit: Pride war nie nur Party. Es ist Protest, Schutzraum und Mahnung. Und mehr denn je braucht es heute klare Haltung – gegen Hass, für Sichtbarkeit, für Menschenrechte.
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